Die Null 2012

„Wir könnten ja einmal über den Wanderweg um Georgsmarienhütte laufen“ Dieser nicht nur für die Georgsmarienhütter Laufszene wichtige Satz wurde von Reinhard Giesker zu seinem Laufkameraden Georg Rollfing zum Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausgesprochen. Am 12. Dezember 1987 wurde diese Idee von Georg Rollfing erstmals in die Tat umgesetzt, und er startete mit 6 weiteren LäuferInnen auf dem 50km langen Wanderweg rund um seinen Heimatort.


Ende 2012 sollte die Georgsmarienhütter "Null" nach 25 Jahren das letzte Mal gelaufen werden. Da musste ich natürlich dabei sein.
Warum "Null"? Weil der Lauf keinen Wettkampfcharakter hatte und keinen Zeitnahme, Sieger oder Verlierer kennt. Das einzigartige Aufstiegskonzept, von der Null (erstmalige Bewältigung der Strecke) über den Berg- und Talführer (fünfmalige Bewältigung) bis hin zum Magister bergum et talum (zehnmalige Bewältigung) hatte in der Ultralaufszene einen Kult-Status. 


Der Lauf über 50km hatte eine Höhendifferenz von 822 Metern und war ausschließlich durch das Wanderzeichen der weißen „0“ (Null) markiert. Diese konnten aber im Sommer schon mal zugerankt und im Winter schon mal zugefroren sein. Heißt, selbst dekorierte LäuferInnen mit mehrmaliger Teilnahme, kamen einem schon mal aus der verkehrten Richtung entgegen. Die Strecke verlief entgegen dem Uhrzeigersinn rund um Georgsmarienhütte.


Am 07.12.12 stellte ich mein Navi auf ein neues Abenteuer ein und fuhr los. Es sollte mein erster, mit schönen Höhenmetern garnierter, Ultra werden. Bis dahin war ich nur flache Ultras im Training gelaufen. Würde ich das packen? Man traf sich in einer Turnhalle in Georgsmarienhütte, wo schon "Tame", "Carla-Santana" und "Laufastra" waren. Wenig später kamen auch noch "happy", "Scooby", " Jaren" und einige andere bekannte Gesichter dazu. Es wurde gefuttert, geplaudert, gelacht und gescherzt, bis alle die nötige Bettschwere hatten und sich in ihre Schlafsäcke verkrümelten. Da ich eine gewisse Unruhe in der Nacht in der Halle befürchtete, zog ich ein Bett in einem Hotel vor. Der Morgen kam schneller als gewünscht und er war kühl. So sollte auch der Tag bleiben.


Wir liefen bei traumhaftem Laufwetter durch eine abwechselungsreiche und wunderschöne Landschaft. "Happy" passte immer gut darauf auf, dass "Tame" und ich nicht zu schnell wurden und an den richtigen Stellen auch eine Gehpause einlegten, um die Körner zu sparen. Damit waren wir gut beraten. Alleine wäre ich viel zu schnell losgelaufen. Das kann ich gut. Aber das hätte mir, durch die vielen, für mich ganz ungewohnten Höhenmeter, das Genick gebrochen. So aber lief es durch die netten Mitläufer lange wunderbar, bis sich die ungewohnten Höhenmeter doch so langsam bemerkbar machten. Während das "Pferdchen" den Hermannsturm mutig erklomm verzichtete ich lieber auf die lange Treppe und wir drei anderen fotografierten lieber von unten. Von da an ging’s nur noch bergab, nein nicht mit uns, mit der Strecke. Wir rollten sozusagen ins Tal. Auch den letzten Kilometer wollten wir nicht mehr gehen, nahmen die letzte Anhöhe im Laufschritt. Jetzt nur nicht mehr anhalten und wieder anrollen müssen. Bei der Turnhalle angekommen hatte ich meinen ersten amtlichen Ultra mit Höhenmetern gefinished. Was man so alles schaffen kann. …


Der Tag war kalt gewesen. An den Verpflegungspunkten gab es Eistee, der gerade noch so flüssig war. Erfrischend waren auch die Duschen in der Turnhalle: Man hatte die Wahl zwischen kalt und eiskalt. Nach dem langen Lauf war das aber auch fast egal. Hauptsache sauber und rein in warme Klamotten. Ein Highlight waren auch die leckeren Nussecken von "Tame" die es auf der Strecke gab.


Der Lauf war wunderbar gewesen. Aber auch anstrengend. Zwischendurch kam die Frage auf "warum mache ich das, statt im warmen Bett auszuschlafen?". Aber nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Inzwischen würde ich die Null gerne wieder laufen. Bis zum Magister wäre es aber noch ein weiter Weg. ;-)


(Bericht: Heiner Asmussen)

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