Ende 2011, als ich unter Lauffreunden erzählte das ich nach einem Greif-Plan auf HM zu trainiere, wurde mir schnell erklärt, ich müßte eigentlich genausogut einen Marathon laufen können. Erst unvorstellbar für mich, freundete ich mich mit dem Gedanken an und meldete mich für den Lübeck Marathon an. Das sollte mir genügend Vorlauf geben, die Knochen an längere Strecken zu gewöhnen. Der Greif-Plan wurde etwas abgewandelt. ...

Irgendwann nach dem Maraluft schnuppern während des HH-Staffel-Marathons oder beim Trainingsultra wurde mir klar, das ich nicht die Geduld haben würde bis zum Lübeck Marathon zu warten. Im Juni lief ich also meinen ersten Marathon (3:39:20). Dann folgte ein Ultramarathon um den Westensee (45km), ein weiterer Trainingsultra (50km) und ein Marathon Anfang Oktober in Öjendorf (Platz 1 in Altersklasse M45, Platz 5 Gesamtwertung).

 

Sonntag, eine Woche vor dem geplanten Marathon, zwickte dann die Wade beim laufen. Am Montag und dem Tag davor auch. Blöd und ganz schlechtes Timing. Hatte ich doch so Vorstellungen, wie der Lauf ausgehen sollte. Also noch kräftig am Vortag auf einer Treppenstufe die Wade gedehnt. Am Wettkampftag auch und dann stand ich am Start. Fragte mich, ob die Wade halten würde oder ob sie schon nach kurzer Strecke zu machen würde wie am Vortag. Das erste Stück der Strecke war quasi der Weg zu meinem Parkplatz. Praktisch. Aber die Wade hielt, wenn auch unter Protest. Es zwiebelte bis in die rechte Oberschenkelrückseite rauf. Etwas verspannt das Bein. Aber das verging nach wenigen Kilometern. Es blieb das Gefühl bloß keinen falschen Schritt machen zu dürfen. Zum Beispiel auf dem Lübecker Kopfsteinpflaster.

 

Dann kam der Herrentunnel. Mit dem hatte ich eine Rechnung offen. 2008 bei einem HM hatte er mich auf dem Rückweg geprüft und konditionell für zu leicht befunden. Sollte mir nicht nochmal passieren. Auf dem Hinweg zeigte ich ihm die Zähne.

 

Auf dem Rückweg im Tunnel die Rampe runter meldete sich mein rechter Oberschenkel wieder zu Wort. Das versuchte ich zu ignorieren. Auf der Geraden wurde es wieder besser und dann hielt ich zumindest bis zum Tunnelausgang laufend durch. Ok, dann bin ich ein Stückchen eine weitere Steigung gegangen. Lieber kein Risiko mit der Wade eingehen. Nach dem Herrentunnel zog sich die Strecke etwas. Es gab eine kilometerlange Gerade, die nicht enden wollte. Ich war in Versuchung mal zu gehen. Aber ich wußte das ich bald Lübecks Stadttor sehen würde. Als ich die Stadtmauern erreichte, gab es anfeuernde Zurufe und Beifall und die Beine liefen von selbst ins Ziel. So ein Zieleinlauf verleiht Flügel und ein breites Grinsen. Alle Beschwerden waren vergessen und die Freude es wieder geschafft zu haben, war groß.

 

Bin zwar nicht wie angedacht eine neue Bestzeit gelaufen, aber es wurde eine prima Übung im nicht klein kriegen lassen und durchhalten. Bin mit etwa 3:44 (Garmin) durchs Ziel gelaufen. Das war viel mehr, als ich am Morgen dachte erreichen zu können. Hätte eher mit DNF (Did not finish) wegen Wade gerechnet. Also alles gut. Die 3:30 nehme ich nächstes Jahr auf's Korn. Es müssen ja noch Ziele übrig bleiben. ;-)

 

Bis zum Ende des Jahres hatte ich nur noch drei schöne Läufe im lockeren Tempo vor mir, auf die ich mich richtig freute. (Bokel 6-Stundenlauf, Ratzeburger Adventlauf, "die Null") ... und Zeit genug, die Wade wieder auf Vordermann zu bringen.

 

Bericht: (Heiner Asmussen)

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